Nostalgisches Wasser

 

 

Der Schnee auf den Dächern

macht aus Wien eine Staubzuckerstadt.

Wie auf Weihnachtskarten,

die abbilden,

was nicht mehr ist.

 

Der Schnee auf den Dächern

macht nostalgisch.

Verbreitet den Duft von Kindheit,

den Geschmack von Schnee-Eis.

 

Der Schnee auf den Dächern

tropft.

Trägt Vergänglichkeit in sich.

Erinnert daran,

dass Schnee Wasser ist.

 

Aber es ist schön,

das vergängliche Wasser auf den Dächern.

Sonntag

 

Am Sonntag gehn die Uhren anders,

gehn die Menschen anders,

ist es anders.

 

Der Sonntag ist das Optimum

an Freiheit.

Wenn dir nach Freiheit ist.

 

Der Sonntag ist das Optimum

an Einsamkeit.

Wenn du einsam bist.

 

Am Sonntag

fällt dir auf

was dir sonst nicht auffällt.

 

Am Sonntag

wirst du erinnert

an was du nicht erinnert werden möchtest.

 

Am Sonntag wirst du müde.

Schlafensmüde.

Lebensmüde.

 

Am Sonntag wirst du wach

für das Wesentliche.

 

Doch egal, was der Sonntag bringt.

Am Montag ist es,

als wäre Sonntag nie gewesen.

25 MAY

 

Longing for some darkness.

Der Sommer

 

Der Sommer ist die andere Jahreszeit.

Für viele befreiend.

Für mich bedrohlich.

 

Sämtliche Coolness füllt die Straßen.

Plätze. Inseln. Bänke. Wiesen.

Wer du bist, was du machst.

Plötzlich öffentlich.

 

Aber bist das du, der da lässig hängt?

Die gebräunte Haut zur Schau stellt?

Den flimmernden Asphalt,

mit ausgetretenen Sandalen trittst?

 

Ob du das ganze Jahr entspannt in deiner Wohnung abhängst,

die Hitze deine Non-Chalance nur in den Staub der Öffentlichkeit holt?

 

Ob du immer so entspannt die xte Zigarette rauchst?

Lässig den Raucherhusten unterdrückst?

Und nebenbei die Welt erklärst?

 

Du erlaubst keine Schlüsse.

Denn die Sonnenbrille versteckt dich gut –

Was dich bewegt, wohin du schaust,

verschwindet hinter Spiegelgläsern,

die nur mich selbst zeigen.

 

Deine Fassade ist gut drauf.

Entspannt, locker, witzig.

Und wo bist du? Bist das du? Wer bist du?

 

Sommer.

Wenn die Luft vor Hitze steht.

Der Asphalt kocht.

Und nur von Schweißtropfen gekühlt wird.

Dann sind wir glücklich.

Scheinst du glücklich.

 

Während ich sehnsüchtig auf das nächste Gewitter warte.

Dazwischen

 

Am Weihnachtsmorgen

sind die Kerzen abgebrannt.

Der Tag ist neu,

das Jahr wirkt alt.

 

Der Christbaum steht verloren in der Ecke.

Der Schmuck hat gestern noch gestrahlt.

Jetzt wartet er darauf,

verschwinden zu dürfen.

Wie du.

 

Gefangen im Vergangenen,

wartend auf weiter,

das warten lässt

bis Neujahr.

 

Aber noch ist Stille.